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Handwerk von der Pike auf gelernt
12.07.2002 /
Kategorie: St.Galler Tagblatt
 
 
 
Inhalt:

 

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20020712
Ewald Bossart, Fähnrich der Gossauer Sportschützen, vor dem Notker-Schulhaus

Sommerserie «Fähnriche»: Heute mit Ewald Bossart, Fähnrich der Sportschützen Gossau

«Ich bin der höchste Fähnrich in Gossau», lacht Ewald Bossart. Damit meint der nicht, dass er der ranghöchste Fähnrich ist. Nein, aber kein anderer Fähnrich wohnt höher als er - Bossart wohnt im Notkerschulhaus. Und: Bossart ist ein bekannter Gossauer. Seit 16 Jahren halten er und seine Frau Rita als Hauswarte das Notker-schulhaus in Ordnung. Und vermutlich wird sein Bekanntheitsgrad nächste Woche noch grösser: Denn Ewald Bossart ist stolzer Fähnrich der Gossauer Sportschützen, aus deren Reihen bekanntlich der neue Weltmeister im Kleinkaliberschiessen, Marcel Bürge, kommt. «Ich werde unsere Fahne am Empfang in Kloten tragen», sagt Bossart. Ein einmaliges Erlebnis.

Fähnrich, ein Ehrenamt

Ewald Bossart ist ein Fähnrich, der seine Fahne mit Stolz und Achtung trägt. Er sagt: «Der Fähnrich repräsentiert einen Verein nach aussen.» Für Fähnrich Bossart ist klar: «Ein Fähnrich muss die Handgriffe beherrschen.» Er müsse beispielsweise wissen, dass er bei Zeremonien die Fahne rechts bei Fuss halten muss, dass beim Spiel der Nationalhymne die Fahne unbeweglich in aufrechter Stellung gehalten wird. Er muss wissen, dass beim Fahnengruss bei festlichen Anlässen der Achterschwung für beide Fahnen je nach links beginnt. «Es gibt auch ‹Kasperli›-Fähnriche», weiss Bossart aus Erfahrung. Diese seien in der Fähnrich-Gilde nicht sonderlich beliebt. Und was ein geübter Fähnrich wie Bossart ebenso wenig mag: «Wenn Fähnrich Fehler machen.» Ein Tipp von Fähnrich Bossart: «Man nimmt einen Besenstiel und übt damit, bis man es kann.»

Doppelspurige Karriere

Er selbst habe nie mit einem Besenstiel geübt. Aber: Er hat die Arbeit als Fähnrich von der Pike auf gelernt - im Militär. Er war Fähnrich des Rettungsbataillons 23. Er kann sich noch an viele Begebenheiten erinnern. «Beispielsweise an die eindrückliche Feier im Hof Wil, als Korpskommandant Paul Rickert sein Amt zur Verfügung stellte.» Oder an die militärischen Paraden im Klosterhof St. Gallen. «Da lief es mir manchmal kalt den Rücken herunter, vor einigen hundert Soldaten mit der Fahne zu defilieren.» Stolz sei auch immer dabei gewesen. Auch wenn Ewald Bossart zwischenzeitlich aus dem Wehrdienst entlassen wurde, die Lust und Freude, eine Fahne zu tragen, die ist aber geblieben. Noch heute trägt der Adjutant-Unteroffizier die Schweizer Fahne bei Wehrentlassungen in Gossau und Flawil.

Aktiver Schütze

Aber zurück zum Fähnrich der Sportschützen Gossau: Ewald Bossart ist nicht nur Schützen-Fähnrich, sondern auch aktiver Schütze und Vizepräsident des Vereins. Seit seinem 17. Lebensjahr schiesst er mit dem Sturmgewehr, bis Ende 2000 bei den Gossauer Feldschützen. Anfangs 2001 haben die Gossauer Feldschützen und die Gossauer Sportschützen fusioniert, zum Fähnrich gewählt wurde Ewald Bossart. Fast überflüssig zu erwähnen, dass Bossart auch Fähnrich der Feldschützen war. Was aber wird auf der Sportschützen-Fahne dargestellt? Bossart erklärt: «Eine Zielscheibe. Das bedeutet, dass wir das Ziel anvisieren. Das Gossauer Wappen zeigt die Verbundenheit mit Gossau und die Farben Rot-Weiss die Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft.» Die Sportschützen-Fahne wird im Fahnenkasten im Breitfeld aufbewahrt - und von Ewald Bossart geholt, wenn an Anlässen Fahnendelegationen wie beispielsweise an Gossauer Vereinsempfängen eingeladen sind. «Es gehört zu den Gepflogenheiten eines Vereins, diesen Einladungen zu folgen», sagt Bossart bestimmt. Als Fähnrich an Empfängen teilzunehmen, gehöre zu den schönen Aufgaben.

Wenn Tränen fliessen

Im Leben eines Fähnrichs gebe es auch traurige Augenblicke, dann, wenn er an Beerdigungen Abschied von einem Kameraden nehmen müsse. «Da kann bei mir schon einmal eine Träne fliessen», sagt Bossart. Vielleicht wird Bossart in der kommenden Woche Tränen vor Glück vergiessen: Dann, wenn er seinen Schiesskameraden, den Weltmeister Marcel Bürge, in Kloten mit der Vereinsfahne begrüssen wird. Rita Bolt

Fähnriche

Heute starten wir auf der Gossauer Seite des Tagblatts mit unserer Sommerserie: In den kommenden Wochen werden wir unseren Leserinnen und Lesern Fähnriche von Gossauer Vereinen in Wort und Bild vorstellen.

 
 

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