Ewald Bossart,
Fähnrich der Gossauer Sportschützen, vor dem Notker-Schulhaus
Sommerserie
«Fähnriche»: Heute mit Ewald Bossart, Fähnrich der Sportschützen Gossau
«Ich bin der höchste Fähnrich
in Gossau», lacht Ewald Bossart. Damit meint der nicht, dass er der ranghöchste
Fähnrich ist. Nein, aber kein anderer Fähnrich wohnt höher als er - Bossart
wohnt im Notkerschulhaus. Und: Bossart ist ein bekannter Gossauer. Seit 16
Jahren halten er und seine Frau Rita als Hauswarte das Notker-schulhaus in
Ordnung. Und vermutlich wird sein Bekanntheitsgrad nächste Woche noch grösser:
Denn Ewald Bossart ist stolzer Fähnrich der Gossauer Sportschützen, aus deren
Reihen bekanntlich der neue Weltmeister im Kleinkaliberschiessen, Marcel Bürge,
kommt. «Ich werde unsere Fahne am Empfang in Kloten tragen», sagt Bossart. Ein
einmaliges Erlebnis.
Fähnrich, ein
Ehrenamt
Ewald Bossart ist ein
Fähnrich, der seine Fahne mit Stolz und Achtung trägt. Er sagt: «Der Fähnrich
repräsentiert einen Verein nach aussen.» Für Fähnrich Bossart ist klar: «Ein
Fähnrich muss die Handgriffe beherrschen.» Er müsse beispielsweise wissen, dass
er bei Zeremonien die Fahne rechts bei Fuss halten muss, dass beim Spiel der
Nationalhymne die Fahne unbeweglich in aufrechter Stellung gehalten wird. Er
muss wissen, dass beim Fahnengruss bei festlichen Anlässen der Achterschwung für
beide Fahnen je nach links beginnt. «Es gibt auch ‹Kasperli›-Fähnriche», weiss
Bossart aus Erfahrung. Diese seien in der Fähnrich-Gilde nicht sonderlich
beliebt. Und was ein geübter Fähnrich wie Bossart ebenso wenig mag: «Wenn
Fähnrich Fehler machen.» Ein Tipp von Fähnrich Bossart: «Man nimmt einen
Besenstiel und übt damit, bis man es kann.»
Doppelspurige
Karriere
Er selbst habe nie mit einem
Besenstiel geübt. Aber: Er hat die Arbeit als Fähnrich von der Pike auf gelernt
- im Militär. Er war Fähnrich des Rettungsbataillons 23. Er kann sich noch an
viele Begebenheiten erinnern. «Beispielsweise an die eindrückliche Feier im Hof
Wil, als Korpskommandant Paul Rickert sein Amt zur Verfügung stellte.» Oder an
die militärischen Paraden im Klosterhof St. Gallen. «Da lief es mir manchmal
kalt den Rücken herunter, vor einigen hundert Soldaten mit der Fahne zu
defilieren.» Stolz sei auch immer dabei gewesen. Auch wenn Ewald Bossart
zwischenzeitlich aus dem Wehrdienst entlassen wurde, die Lust und Freude, eine
Fahne zu tragen, die ist aber geblieben. Noch heute trägt der
Adjutant-Unteroffizier die Schweizer Fahne bei Wehrentlassungen in Gossau und
Flawil.
Aktiver
Schütze
Aber zurück zum Fähnrich der
Sportschützen Gossau: Ewald Bossart ist nicht nur Schützen-Fähnrich, sondern
auch aktiver Schütze und Vizepräsident des Vereins. Seit seinem 17. Lebensjahr
schiesst er mit dem Sturmgewehr, bis Ende 2000 bei den Gossauer Feldschützen.
Anfangs 2001 haben die Gossauer Feldschützen und die Gossauer Sportschützen
fusioniert, zum Fähnrich gewählt wurde Ewald Bossart. Fast überflüssig zu
erwähnen, dass Bossart auch Fähnrich der Feldschützen war. Was aber wird auf der
Sportschützen-Fahne dargestellt? Bossart erklärt: «Eine Zielscheibe. Das
bedeutet, dass wir das Ziel anvisieren. Das Gossauer Wappen zeigt die
Verbundenheit mit Gossau und die Farben Rot-Weiss die Zugehörigkeit zur
Eidgenossenschaft.» Die Sportschützen-Fahne wird im Fahnenkasten im Breitfeld
aufbewahrt - und von Ewald Bossart geholt, wenn an Anlässen Fahnendelegationen
wie beispielsweise an Gossauer Vereinsempfängen eingeladen sind. «Es gehört zu
den Gepflogenheiten eines Vereins, diesen Einladungen zu folgen», sagt Bossart
bestimmt. Als Fähnrich an Empfängen teilzunehmen, gehöre zu den schönen
Aufgaben.
Wenn Tränen
fliessen
Im Leben eines Fähnrichs gebe
es auch traurige Augenblicke, dann, wenn er an Beerdigungen Abschied von einem
Kameraden nehmen müsse. «Da kann bei mir schon einmal eine Träne fliessen», sagt
Bossart. Vielleicht wird Bossart in der kommenden Woche Tränen vor Glück
vergiessen: Dann, wenn er seinen Schiesskameraden, den Weltmeister Marcel Bürge,
in Kloten mit der Vereinsfahne begrüssen wird. Rita Bolt
Fähnriche
Heute starten wir auf der
Gossauer Seite des Tagblatts mit unserer Sommerserie: In den kommenden Wochen
werden wir unseren Leserinnen und Lesern Fähnriche von Gossauer Vereinen in Wort
und Bild vorstellen.