Die beiden Gossauer
Schützenvereine empfangen im Fürstenlandsaal die Schweizer
Schiesssport-Prominenz
Nahezu 1000 Delegierte und Gäste
werden heute und morgen zur Jahresversammlung des Schiesssportverbandes in
Gossau erwartet. Das Budget von über 90 000 Franken zeigt, dass es sich dabei um
einen Grossanlass handelt.
Urs Huwyler
Delegiertenversammlungen
gehören selten zu den Höhepunkten im sportlichen Leben der - meist ehrenamtlich
tätigen - Funktionäre. Die Öffentlichkeit nimmt denn auch kaum Notiz von den
jährlichen Zusammenkünften. Dabei müssen die Veranstalter jeweils einiges auf
die Beine stellen, um den Besuchern einen reibungslosen Ablauf garantieren zu
können. «Es kommen für die Delegiertenversammlung des Schweizer
Schiesssportverbandes und die vorgängigen Konferenzen rund 185 Personaleinsätze
zusammen», erklärt Peter Baumgartner, Präsident des Bezirksschützenverbandes
Gossau.
Gewerbe profitiert
Für die Versammlungen im
Andreaszentrum (Präsidentenkonferenz heute Freitag) und Fürstenlandsaal (je eine
DV am Freitag und Samstag) tragen die Sportschützen (Präsident Bruno Ochsner)
und der Militärschützenverein Gossau (Bruno Meile) die organisatorische
Verantwortung. Einige Zahlen illustrieren, dass es sich beim Treffen der
Schützen um einen Anlass von der Grösse eines Volksfests handelt: Es werden
nahezu 1000 Teilnehmer und Gäste erwartet, das Budget beläuft sich auf über
90 000 Franken und ein Drittel davon wird für die Verpflegung aufgewendet. «Das
einheimische Gewerbe profitiert also auch einiges», sagt Peter Baumgartner, der
bereits im Vorfeld der Tagungen schon drei bis vier Tage für die Organisation
eingesetzt hat und seit Mittwoch mit den Aufbauarbeiten und letzten (Kontroll)-Abklärungen
beschäftigt ist. Die Beweggründe der Gossauer, im Jahr 2003 die
Delegiertenversammlung des von Peter Schmid (Münchenbuchsee) präsidierten
Schiesssportverbandes zu übernehmen, basieren auf dem Solidaritätsgedanken: «Wir
haben uns gesagt», so «Vollblut-Schütze» Baumgartner, «auch wieder einmal etwas
für den nationalen Verband tun zu können. Deshalb haben wir uns gemeldet. Die
drei WM-Titel von Marcel Bürge oder die Erfolge von Oriana Scheuss haben damit
nichts zu tun, denn als wir die DV übernommen haben, war Bürge noch nicht
Weltmeister.» Daneben möchten die Gossauer Schützen und wenige Schützinnen
wieder einmal auf sich aufmerksam machen. Durch die Dislokation ins St. Galler
Breitfeld (Baumgartner: «Ein richtiger Entscheid, obwohl ich anfangs anderer
Meinung war») ist der spontane Kontakt zur Bevölkerung etwas verloren gegangen.
Was also wollen die Idealisten der Öffentlichkeit mitteilen? «Einerseits, dass
wir den Nachwuchs gezielt ausbilden und andererseits, dass Schiessen ein Sport
ist und wir die Waffe als Sportgerät betrachten», tönt es bei
Jungschützen-Ausbildner und Instruktor Peter Baumgartner, der zudem noch bei den
Luftgewehrschützen Engelburg den Vorsitz inne hat.
Schiesssport kennen lernen
Als Präsident des Bezirks
Gossau gehört er von Amtes wegen auch dem Vorstand des Kantonalverbandes an. Mit
Hanspeter Rohner (Chef Gewehr) ist dort ein weiterer Gossauer vertreten.
Trotzdem mag Unternehmer Peter Baumgartner nichts von einer Dominanz der
Fürstenländer wissen. «Uns als Hochburg bezeichnen zu wollen, wäre übertrieben.
Bei uns schiessen Spitzenleute wie Oriana Scheuss oder Marcel Bürge, aber auch
viele Hobby-Schützen, die einfach Freude an diesem Sport haben.» Wer sein Glück
versuchen möchte, hat in Gossau die Möglichkeit, alle Disziplinen kennen zu
lernen. Die Militär- und Sportschützen bieten das 300-m-Schiessen (Breitfeld)
an, die Sportschützen auch Luftgewehr und Luftpistole (Anlage Buchenwald),
Kleinkaliber (Anlage Espel) sowie Pistole (Breitfeld).
Traktanden
Ein Blick auf die
Delegiertenversammlung-Traktandenliste zeigt, dass neben den traditionellen
Geschäften die Aufnahme des Eidgenössischen Armbrustschützenverbandes in den
Schiesssportverband zur Diskussion steht. Auf Interesse stossen dürften zudem
die Informationen über nationale Anlässe (Eidgenössische), zum Projekt
Ausbildungs- und Leistungszentrum sowie zur Revision des Reglements im Ressort
Leistungssport. Mit 4 x Gold, 2 x Silber und 2 x Bronze an der WM in Lahti sowie
je zwei zweiten und dritten EM-Rängen haben die Schweizer im Jahr 2002 gezeigt,
dass sie weiterhin zur Weltspitze gehören. (uhu)