Kunstturn-Trainerin Marianne Steinemann wurde am 6. Gossauer Sportlerball für ihre Verdienste ausgezeichnet
Der Schwimmer Christoph Stillhart ist Nachwuchssportler 2003, die Gossauer Sportschützen wurden als Mannschaft des Jahres ausgezeichnet. Überraschung bei den Aktivsportlern: Claudia Helfenberger gewann die Publikumswahl.
Roger Ackermann
Am 6. Gossauer Sportlerball, organisiert von der IG Sport, wurde am Samstag im Gossauer Andreaszentrum zum ersten Mal eine Frau als Gossaus Sportförderin des Jahres 2003 ausgezeichnet. Marianne Steinemann bekam den Preis von der Jury zugesprochen für ihre langjährige Arbeit als Chef-Trainerin vom TZ Fürstenland. Ihr grosses Verdienst ist es, dass die Kunstturnerinnen national zur absoluten Spitze gehören. «Ich bin nun seit 25 Jahren als Trainerin in dieser Sportart tätig, und es ist das erste Mal, dass meine Arbeit auch ausserhalb der Kunstturn-Szene Anerkennung findet», freute sich die Mutter zweier Kinder nach der Preisübergabe, und nutzte gleich auch die Gelegenheit, um vor dem Publikum ein Anliegen loszuwerden: «Wir sind seit vielen Jahren auf der Suche nach einer eigenen Trainingshalle, in der wir unsere Geräte stehen lassen können und nicht immer wegräumen müssen.»
Nie mit Sieg gerechnet
Eine grosse Überraschung gab es bei der Wahl zu Gossaus Aktivsportler. Die Auszeichnung ging an die Arnegger Triathletin Claudia Helfenberger, die ihre Wahl kaum fassen konnte : «Als ich neben den anderen vier Sportlern auf der Bühne stand, rechnete ich mir wirklich keine Chancen aus.» Natürlich habe sie in ihrem Bekanntenkreis Werbung in eigener Sache gemacht, «aber ich übe eine Randsportart aus und deshalb bin ich schon überrascht, dass ich die Publikumswahl gewinnen konnte». Vielleicht habe sie, so die 37-Jährige, auch davon profitiert, dass sie gleich in mehreren Vereinen Mitglied sei. Die Wahl von Claudia Helfenberger zeigte einmal mehr, dass bei der Gossauer Sportlerwahl nicht allein der sportliche Palmarès und der Bekanntheitsgrad der Kandidaten den Ausschlag geben, sondern in einem beträchtlichen Mass das persönliche Beziehungsnetz. Dieser Tatsache bewusst war sich auch Norbert Thaler, Präsident der IG Sport: «Letztlich ist es eine Publikumswahl, und da kann es immer wieder zu Überraschungen kommen. Aber ich möchte auch betonen, dass alle zur Wahl stehenden Sportlerinnen und Sportler über einen guten Leistungsauweis verfügen.» Ganz sicher auch Claudia Helfenberger. Sie hat es trotz zweier Kinder in fünf Jahren geschafft, im Triathlon über die olympische Distanz zu den Besten der Schweiz zu gehören. An der Duathlon-WM 2003 belegte sie den 16. Rang, gewann den Triathlon in Zürich und den Quadrathon in Frauenfeld. Claudia Helfenberger gewann die Wahl zur besten Ak- tivsportlerin vor Sportschützin Oriana Scheuss und dem Beachvolleyballer André Kraft. Profi-Handballspieler Andreas Dittert und Duathlet Lukas Gehring, immerhin Vize-Weltmeister 2003, waren chancenlos.
Sportschützen erfolgreich
Bei den Nachwuchssportlern setzte sich mit Christoph Stillhart ein Schwimmer des SC Flipper Gossau durch. Der 17-jährige Brustspezialist gehört zu den grössten Nachwuchstalenten der Schweiz und gewann die Wahl vor Handballgoalie Raffael Graf und der erst 11-jährigen Kunstturnerin Janine Braunwalder. Über fehlende Unterstützung konnten sich die Sportschützen Gossau nicht beklagen. Seit zwei Saisons erfolgreich in der NLA tätig, setzten sie sich vor den Nationalliga-Handballern des TSV Fortitudo und dem FC Gossau durch. Und die Sportschützen können sich auch rühmen, über die beste Fangemeinde eines Gossauer Vereins zu verfügen. Sie gewannen das Telefonvoting und bekamen dafür einen Geldbetrag für die Nachwuchsförderung zugesprochen.
Befragt
Randsportart
Sie sind die erste Frau, die am Gossauer Sportlerball als Sportförderin ausgezeichnet wurde. Ist das eine besondere Ehre?
Ganz sicher. Es ist eher selten, dass eine Trainerin für ihre Arbeit ausgezeichnet wird. Deshalb bedeutet mir diese Auszeichnung sehr viel. Vor allem auch, weil Kunstturnen trotz unseren Erfolgen mit dem TZ Fürstenland in Gossau eine Randsportart ist.
Wie viel Zeit investieren Sie ins Kunstturnen?
Der Aufwand ist sicher sehr gross. Ich leite 20 Stunden Training pro Woche, dazu kommt noch die ganze Vorbereitungsarbeit. Da kommen viele Stunden zusammen. Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre das alles nicht möglich.
Sie haben einen ausgezeichneten Ruf als Kunstturn-Trainerin. Arbeiten Sie auch für den Verband?
Ich bin in verschiedenen Projektgruppen für den Schweizerischen Turnverband tätig. Und 1984 war ich mit dem Schweizerischen Turnverband an den Olympischen Spielen in Los Angeles dabei.