Der Degersheimer Sportschütze Marcel Bürge befindet sich in Topform
Der Gewehr- und Kleinkaliberschütze Marcel Bürge erzielte beim Europacup Suisse
in Thun sehr gute Ergebnisse. Die nächsten Ziele sind die
Militärweltmeisterschaften in Lahti und die EM in Zagreb.
Rudolf Käser
Marcel Bürge stammt aus Degersheim, wohnt und arbeitet in Herisau, gehört den
Feldschützen Degersheim und den
Sportschützen
Gossau
an. Auf sich aufmerksam machte er in der vorletzten Woche beim Europacup Suisse
in Thun mit einem weltweit noch nie erreichten Glanzresultat von 1153 Punkten im
Dreistellungsmatch.
Die grosse Ostschweizer Schützenhoffnung gehört derzeit sämtlichen
schweizerischen Nationalmannschafts-Kadern an, nämlich im Luftgewehr 10 Meter,
im Kleinkaliber 50 Meter, im Grosskaliber 300 Meter und dem CISM-Kader. Beim
Europacup Suisse gewann er an allen drei Tagen sämtliche Disziplinen.
«Eine riesige Freude»
Alles übertroffen hat Bürge mit dem Stutzer im Dreistellungsmatch. Mit 1153
Punkten lag er acht Punkte über dem offiziellen Weltrekord und acht Treffer über
dem Schweizer Rekord. Weltrekorde werden allerdings nur homologiert, wenn sie an
Welt- oder Europameisterschaften geschossen werden. Dies stört Marcel Bürge aber
nicht weiter. «Der Rekord ist nicht das erste Ziel. Aber ich bin überzeugt, dass
ich diesen irgendwann an Welt- oder Europameisterschaften übertreffen werde.»
Thun war für ihn jedoch verbunden mit einer Riesenfreude, wie er sagt. «Als ich
den letzten Schuss abgab und die Faust ballte, hörte ich hinter mir viele
Zuschauer applaudieren. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Auch der Matchchef
des St. Gallischen Schützenverbandes, Daniel Siegenthaler, war von den
Leistungen Bürges in Thun derart angetan, dass er sagte: «Bürge schiesst auf
einem anderen Stern.»
Die Hochform ausspielen
Tatsächlich sagt auch Bürge, er sei in Hochform. Allerdings könne sich ein
Schütze immer verbessern. Diese Hochform will er auch an den
CISM-Militärweltmeisterschaften im finnischen Lahti ausspielen. In Finnland
tritt der Degersheimer ab 17. Juli gegen die weltbesten 300-Meter-Schützen an.
Hohe Ziele hat sich Bürge auch für die Europameisterschaften im August in Zagreb
gesetzt. In der kroatischen Hauptstadt hat er bereits besonders gute
Wettkampf-Erfahrungen gesammelt. Bedauerlicherweise sind die
300-Meter-Disziplinen nicht mehr olympisch. So muss sich Marcel Bürge darauf
konzentrieren, für die Olympischen Spiele in Athen im Jahre 2004 die
Qualifikation in den Kleinkaliber-Wettbewerben zu schaffen. «Athen ist mein
Fernziel», sagt der beruflich als Bäcker-Konditor tätige Bürge. In der
Qualifikation für den Europacup Suisse hätte er die voraussichtliche
Olympialimite bereits übertroffen. Vorderhand konzentriert er sich auf Lahti und
Zagreb. Der Saisonaufbau verlaufe planmässig, stellt er fest.
Mit Idealismus und Spass
Der beste Ostschweizer Sportschütze arbeitet derzeit zu 50 Prozent. Gleichzeitig
absolviert er die Schule zum Webpublisher. Für seine hohen sportlichen Ziele
müsste er die Arbeit eigentlich weiter reduzieren. Dies ist aus finanziellen
Gründen allerdings nicht ganz einfach. «Momentan organisiere ich die
Finanzierung für die nächsten Jahre.» Marcel Bürge will auch künftig auf die
Karte Schiessen setzen. Das ideale Schützenalter sei bis etwa 35, sagt Bürge.
Weil im Schiesssport allerdings nicht das grosse Geld zu verdienen ist, spielen
Idealismus und Spass eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zu den «gewöhnlichen»
Schützen, die sich vor einem Wettkampf jeweils «Gut Schuss» wünschen, geben die
Sportschützen
einander den Spruch «Viel Spass» mit auf den Weg.