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Von einem anderen Stern
12.07.2001 /
Kategorie: St.Galler Tagblatt
 
 
 
Inhalt:

 

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Der Degersheimer Sportschütze Marcel Bürge befindet sich in Topform

 

Der Gewehr- und Kleinkaliberschütze Marcel Bürge erzielte beim Europacup Suisse in Thun sehr gute Ergebnisse. Die nächsten Ziele sind die Militärweltmeisterschaften in Lahti und die EM in Zagreb.

 

Rudolf Käser

 

Marcel Bürge stammt aus Degersheim, wohnt und arbeitet in Herisau, gehört den Feldschützen Degersheim und den Sportschützen Gossau an. Auf sich aufmerksam machte er in der vorletzten Woche beim Europacup Suisse in Thun mit einem weltweit noch nie erreichten Glanzresultat von 1153 Punkten im Dreistellungsmatch.
Die grosse Ostschweizer Schützenhoffnung gehört derzeit sämtlichen schweizerischen Nationalmannschafts-Kadern an, nämlich im Luftgewehr 10 Meter, im Kleinkaliber 50 Meter, im Grosskaliber 300 Meter und dem CISM-Kader. Beim Europacup Suisse gewann er an allen drei Tagen sämtliche Disziplinen.

 

«Eine riesige Freude»

Alles übertroffen hat Bürge mit dem Stutzer im Dreistellungsmatch. Mit 1153 Punkten lag er acht Punkte über dem offiziellen Weltrekord und acht Treffer über dem Schweizer Rekord. Weltrekorde werden allerdings nur homologiert, wenn sie an Welt- oder Europameisterschaften geschossen werden. Dies stört Marcel Bürge aber nicht weiter. «Der Rekord ist nicht das erste Ziel. Aber ich bin überzeugt, dass ich diesen irgendwann an Welt- oder Europameisterschaften übertreffen werde.» Thun war für ihn jedoch verbunden mit einer Riesenfreude, wie er sagt. «Als ich den letzten Schuss abgab und die Faust ballte, hörte ich hinter mir viele Zuschauer applaudieren. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Auch der Matchchef des St. Gallischen Schützenverbandes, Daniel Siegenthaler, war von den Leistungen Bürges in Thun derart angetan, dass er sagte: «Bürge schiesst auf einem anderen Stern.»

 

Die Hochform ausspielen

Tatsächlich sagt auch Bürge, er sei in Hochform. Allerdings könne sich ein Schütze immer verbessern. Diese Hochform will er auch an den CISM-Militärweltmeisterschaften im finnischen Lahti ausspielen. In Finnland tritt der Degersheimer ab 17. Juli gegen die weltbesten 300-Meter-Schützen an. Hohe Ziele hat sich Bürge auch für die Europameisterschaften im August in Zagreb gesetzt. In der kroatischen Hauptstadt hat er bereits besonders gute Wettkampf-Erfahrungen gesammelt. Bedauerlicherweise sind die 300-Meter-Disziplinen nicht mehr olympisch. So muss sich Marcel Bürge darauf konzentrieren, für die Olympischen Spiele in Athen im Jahre 2004 die Qualifikation in den Kleinkaliber-Wettbewerben zu schaffen. «Athen ist mein Fernziel», sagt der beruflich als Bäcker-Konditor tätige Bürge. In der Qualifikation für den Europacup Suisse hätte er die voraussichtliche Olympialimite bereits übertroffen. Vorderhand konzentriert er sich auf Lahti und Zagreb. Der Saisonaufbau verlaufe planmässig, stellt er fest.

 

Mit Idealismus und Spass

Der beste Ostschweizer Sportschütze arbeitet derzeit zu 50 Prozent. Gleichzeitig absolviert er die Schule zum Webpublisher. Für seine hohen sportlichen Ziele müsste er die Arbeit eigentlich weiter reduzieren. Dies ist aus finanziellen Gründen allerdings nicht ganz einfach. «Momentan organisiere ich die Finanzierung für die nächsten Jahre.» Marcel Bürge will auch künftig auf die Karte Schiessen setzen. Das ideale Schützenalter sei bis etwa 35, sagt Bürge. Weil im Schiesssport allerdings nicht das grosse Geld zu verdienen ist, spielen Idealismus und Spass eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zu den «gewöhnlichen» Schützen, die sich vor einem Wettkampf jeweils «Gut Schuss» wünschen, geben die Sportschützen einander den Spruch «Viel Spass» mit auf den Weg.

 

 
 

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