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Erster WM-Titel seit 50 Jahren
09.07.2002 /
Kategorie: St.Galler Tagblatt
 
 
 
Inhalt:

 

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Mit Marcel Bürge hat Lütisburg seit dem Wochenende einen Weltmeister im Kleinkaliber-Schiessen

Mit seinem Kleinkaliber-Gewehr holte sich Marcel Bürge im finnischen Lahti den Weltmeister-Titel im Dreistellungsschiessen. In Lütisburg weiss kaum jemand, dass es sich bei Bürge um einen Einwohner ihrer Gemeinde handelt.

Lütisburg. «Kennen sie den Schützen Marcel Bürge?» - Auf diese Frage wird in Lütisburg eher der Kopf geschüttelt denn genickt. «Bürge? Weiss ich nicht, aber fragen Sie mal auf der Gemeinde nach», oder: «Mein Sohn ist zwar Jungschütze, aber von einem Weltmeister hat er mir noch nichts erzählt.» Dies bekommt zu hören, wer sich bei den Lütisburgern nach Marcel Bürge erkundigt. Kein Wunder sind die meisten Einwohnerinnen und Einwohner überfragt, denn erstens wohnt Bürge erst seit Ende vergangenen Jahres in Lütisburg, und zweitens ist er erst seit diesem Wochenende Weltmeister: In der finnischen Stadt Lahti holte er sich am Sonntag im 50-Meter-Dreistellungs-Schiessen mit dem Kleinkaliber-Gewehr die Goldmedaille (siehe «Wiler Zeitung · Volksfreund» von gestern).

Empfang am Flughafen

Den Lütisburger Gemeindebehörden hingegen ist bekannt, dass Marcel Bürge ein guter Schütze ist. «Der Gemeinderat beglückwünscht Marcel Bürge ganz herzlich zu diesem tollen Erfolg», sagt Vizepräsident Christoph Demmel, der Bürges Erfolg bereits mitbekommen hat. Ob die Gemeinde den Weltmeister feierlich empfangen wird, wenn er aus Finnland zurückkehrt, ist noch unklar. Wegen der Ferien ‹funktionieren› die meisten Vereine auf Sparflamme, deshalb könnte es wohl schwierig werden, eine würdige Delegation für den Heimkehrer zusammenzustellen. Wer ganz sicher dabei sein wird, wenn Marcel Bürge am Mittwoch Abend, 17. Juli, am Flughafen Kloten landen wird, ist eine Delega- tion der Feldschützen-Gesellschaft Degersheim. Bürge ist in Degersheim aufgewachsen und hat bei den Feldschützen gelernt, wie man mit dem Gewehr umgeht. «Marcel ist schon früh als ausgezeichneter Schütze aufgefallen», sagt Vereins-präsident Heinz Rauber. Bei den Degersheimer Feldschützen ist Bürge heute immer noch Vollmitglied. «Es ist vorgesehen, dass eine Delegation der Feldschützen-Gesellschaft Degersheim zusammen mit den Sportschützen Gossau nach Kloten fährt, um Marcel einen würdigen Empfang zu bereiten», sagt Rauber. Bei den Gossauer Sportschützen ist Bürge ebenfalls Mitglied, auf der dortigen Schiessanlage trainiert er mit dem Kleinkaliber-Gewehr.

Ein echter Toggenburger

Der 30-jährige Marcel Bürge ist durch und durch ein Toggenburger. Aufgewachsen ist er in Degersheim, in Lütisburg wohnt er, in Bütschwil geht er zur Arbeit und mit Mosnang liegt sogar sein Bürgerort im Toggenburg. Seiner Heimat hat er alle Ehre erwiesen, indem er seit dem Jahr 1952 der erste Schweizer ist, der im Schiessen Weltmeister wurde.

Sponsor fährt nach Lahti

Besonders froh um Bürges WM-Titel ist der Bütschwiler Sportwaffen-Hersteller Heinrich Bleiker. Er rüstet Bürge nicht nur mit Waffen aus, sondern zählt den Weltmeister auch gleich zu seinen Mitarbeitern. Neben dem täglich rund fünfstündigen Schiesstraining arbeitet Marcel Bürge zu 60 Prozent in Heinrich Bleikers Unternehmen. «Marcel hat mich gleich angerufen, als sein Titel feststand. Leider hatte ich das Natel abgeschaltet, deshalb erfuhr ich über die Combox von seinem Erfolg. Ich bin hocherfreut, obwohl es für mich nicht ganz unerwartet kam: Ich hatte tatsächlich mit einer Medaille gerechnet», sagt Bleiker. Er wird seinem Mitarbeiter und Werbeträger wohl als ers-ter Toggenburger von Hand gratulieren, fliegt er doch am Donnerstag selbst nach Lahti, um für seine Sportwaffen zu werben, die nicht unwesentlich an Bürges Schiess-erfolg mitbeteiligt sind.

Familie wird dabei sein

Als Allererste erfuhr jedoch Marcels Mutter von seinem Titel. «Ich sass gerade im Auto, als mich mein Sohn am Sonntag um 14.30 Uhr auf dem Handy anrief», erzählt Gertrud Egger, «und ich habe mich irrsinnig gefreut!» Bei seinem Grossonkel durfte Marcel als Kind mit dem Luftgewehr schiessen, erzählt seine Mutter. «Als er später während der Lehre bei den Jungschützen war, musste ich ihn sogar etwas zurückhalten, damit die Arbeit nicht zu kurz kam.» Zusammen mit Marcels älterem Bruder und seiner jüngeren Schwester wird auch Gertrud Egger am 17. Juli am Flughafen stehen, wenn ihr Sohn aus dem Flugzeug steigt.  va.

 

 
 

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