GOSSAU. 200 Schüler nehmen derzeit an der Vereinssportwoche «Go Sport» teil. Bei den Knaben steht Sportschiessen hoch im Kurs, die Mädchen sind wie eh und je vernarrt in Pferde.
Markus Symank
Mit einem formvollendeten Sprung landet Seraina auf der Erde. In Gedanken schwebt sie jedoch noch immer auf Wolke sieben. Ihr Blick ist verklärt, die Augen leuchten, der Mund öffnet sich, bringt aber nur die gehauchten Worte «so schön» heraus. Bianca, auf deren weichen Rücken sie eben noch wonnige Minuten verbracht hat, wirft ihr einen treuherzigen Kulleraugen- Blick zu und schüttelt dabei freudig erregt die Mähne. Kurz: Wir sind Zeugen der immergleichen und doch immer wieder aufs neue herzergreifenden Bilderbuchliebe zwischen Mädchen und Pferd.
Ins Schwarze getroffen
Seraina ist eines von über 200 Schulkindern, das vom Angebot der Vereinssportwoche «Go Sport» Gebrauch macht. Zehn Gossauer Vereine bieten während fünf Tagen den in den Ferien daheimgebliebenen Kindern Schnupperkurse an. Das Angebotsspektrum reicht von Ballsportarten über Schwimmen und Turnen bis Judo und Badminton. Besonders grossen Zulauf verzeichnet dieses Jahr die Reitbahn-Genossenschaft. Über 40 Primarschülerinnen und eine halbe Handvoll Knaben verdienen sich hier ihre ersten Sporen im Pferdesport ab. Nebst einfachen Reitübungen wird auch das Stallsäubern geprobt und Pferdeanatomie gebüffelt. «Wir sind alle positiv überrascht, wie gut es läuft», sagt Cornelia Knöri, eine der Helferinnen. Die Kinder seien äusserst aufmerksam, die Pferde und Ponies sehr geduldig.
Während die Nachwuchs-Cowgirls vom Reiten fasziniert sind, eifern die Knaben Wilhelm Tell nach: 46 grösstenteils männliche Teilnehmer testen im Schnupperkurs der Sportschützen ihre Treffsicherheit.
Mit konzentrierter Miene visieren sie durch die kleinen Zielfernrohre die noch kleineren Ziele an. Und obwohl nur mit Luft geschossen wird, knallt es nach jedem Abdrücken schön laut. «Päng, klick, päng, juhui!»: Der zehnjährige Alexander feuert, lädt nach, feuert, trifft ins Schwarze, freut sich – aber nur kurz. «Ich habe schon oft ins Schwarze getroffen», gibt er abgeklärt zu Protokoll und schiebt als Erklärung nach: «Letztes Jahr war ich ebenfalls schon dabei.»
Vereinspräsident Ivo Bernhardsgrütter weiss, dass er in einer Woche lediglich die wichtigsten Grundlagen des Sports vermitteln kann. «Es geht vor allem um den Plausch», sagt er. Offenbar hat man mit diesem Konzept ebenfalls ins Schwarze getroffen.
Einsatz mit Gewinn
Dass der Anlass bereits zum zehnten Mal durchgeführt werden kann, ist auch ein Verdienst von freiwilligen Helfern wie beispielsweise des Oberstufenschülers Michael: Er hilft auf der Reitbahn mit, sattelt die Vierbeiner und dreht Aufwärmrunden mit seinem Lieblingspferd Clio. Als Gegenleistung winken ihm kostenlose Reitstunden.
Auch für die Vereine geht die Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Die Reitbahn-Genossenschaft kann für ihr Reitlager im Frühling werben, die Sportschützen Nachwuchs rekrutieren.